Self-Branding

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Von Eva Fiene am 07.07.2016 - 08:51 Uhr

Foto: depositphotos.com / odua
Selbstmarketing: Frau hält Karte mit der Aufschrift

Höchstens Schauspieler, Models und Politiker praktizieren professionelles Selbstmarketing? "Self-Branding" kann für jeden ein effektives Mittel sein, um u.a. mehr Erfolg im Job zu haben. Was dabei zu beachten ist, hat uns Strategieberaterin Petra Janeczka erklärt.

Was sind die Vorteile, eine "Marke“ zu sein?

Natürlich überlegt sich der ganz normale Mensch, ob Selbstmarketing sinnvoll ist. Stellen Sie sich dazu Folgendes vor: In Ihrem Unternehmen gibt es ein neues spannendes Projekt oder eine interessante Stelle wird frei. Es wird überlegt, wer intern dafür infrage kommt. An wen denkt der Chef? Natürlich an denjenigen, der in seinem Kopf bereits einen festen Platz hat.

Gerade im beruflichen Kontext ist es also wichtig, einen starken Eindruck zu hinterlassen und Emotionen zu wecken. Denn wenn es darum geht, ein Projekt zu vergeben, dann kommen die Entscheider auf die Menschen zurück, die im Gedächtnis geblieben sind – nicht die, welche die beste Arbeit abgeliefert haben.

Zählt also Auftreten mehr als Kompetenz?

Oft kommen die Schaumschläger weiter, weil sie eben Emotionen wecken. Es ist schade, dass sich viele Menschen einfach die Butter vom Brot nehmen lassen, weil sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Natürlich soll jetzt nicht jeder zum Entertainer werden. Es geht aber doch darum, den Mund aufzumachen und zu zeigen, was man fachlich kann und dafür zu stehen.

Von Aufschneidern können Sie übrigens viel lernen. Ich frage mich dann immer: Wie macht der das?

Welche Überlegungen sind entscheidend auf dem Weg zur "Marke Ich"?

'Aufgesetztes Tun funktioniert beim Self-Branding nicht', sagt Strategieberaterin Petra Janeczka.

Die fundamentale Frage, die Sie sich stellen sollten: Wer bin ich eigentlich? Beim Self-Branding geht es nicht darum, irgendeine Maske aufzusetzen oder irgendetwas zu kreieren.

Eine weitere wichtige Rolle spielen Ihre Werte: Welche leben Sie? Welche haben einen hohen Stellenwert, welche nicht? Wenn Sie Ihre Werte kennen, dann können Sie viel für sich tun, damit Sie ein erfülltes Leben führen.

Fragen Sie sich außerdem: Was sind meine Stärken? Die meisten Menschen tun sich damit schwer, sie zu bestimmen. Wir gehen ja immer von extremen Fähigkeiten aus und würden manche Eigenschaft auch gar nicht als Stärke definieren. Da ist es hilfreich, Menschen in Ihrem Umfeld um eine Einschätzung zu bitten. Dann können Sie sich selbst fragen: Was für fachliche Fähigkeiten habe ich? Was für Methoden liebe ich? Wo liegen meine Leidenschaften, wo stecke ich richtig gerne Energie rein?

Welches Werkzeug ich in diesem Zusammenhang jedem empfehlen würde, ist der Strengthsfinder-Test vom Gallup Institut. Er kostet 15 Dollar und man findet dabei seine fünf größten Stärken heraus. Das ist für mich einer der besten Tests, die man online machen kann, der hilfreich ist und eine tolle Analyse gibt.

Wenn man die Werte und Stärken analysiert hat, dann kommt man zu dem, was ich Emotional Selling Point nenne. Das ist der Markenkern und wie die Werte und Stärken natürlich etwas ganz Individuelles.

Was ist außerdem wichtig, wenn ich Self-Branding angehen will?

Vorbilder und Netzwerke. Das ist ganz elementar: Mit wem umgebe ich mich und wo halte ich mich auf? Ich finde, dazu passt sehr gut ein Zitat von Goethe: "Sag mir, mit wem Du umgehst, dann sage ich Dir, wer Du bist, weiß ich, womit Du Dich beschäftigst, so weiß ich, was aus Dir werden kann."

Mein Rat: Orientieren Sie sich an inspirierenden Menschen, in deren Nähe Sie sich begeben und mit denen Sie sich unterhalten und austauschen können. Suchen Sie sich außerdem Netzwerke, deren Mitglieder schon ein Stückchen weiter sind als Sie.

Was sollte ich beim Selbstmarketing auf jeden Fall lassen?

Aufgesetztes Tun, das funktioniert einfach nicht. Zum Beispiel: Sie tragen immer einen roten Hut, damit Sie auffallen. Ihre Persönlichkeit passt dazu aber nicht. Diese Diskrepanz wird auffallen und Ihr Umfeld irritieren.

Was auch nicht geht: Wenn Sie für etwas stehen und es auch so artikulieren, sich dann aber ganz anders verhalten. Arbeiten Sie jedoch mit Ihren eigenen Werten und Stärken, werden Sie ein solches Problem nie haben. Auch in anscheinend unbeobachteten Momenten werden Sie so sein wie Sie sind, und das wird immer ein stimmiges Bild ergeben.

Gibt es Menschen, die Sie in Sachen Self-Branding inspirieren?

Ich finde, dass Barbara Schöneberger wirklich eine faszinierende Frau ist. Für mich steht sie einfach für die Emotion Humor. Sie vermittelt eine unheimliche Wertschätzung, sie lässt Menschen ausreden und respektiert ihre Interviewpartner. Sie ist auch jemand, der sich zurücknehmen kann, wenn es angebracht ist. Man muss eben nicht ständig im Vordergrund stehen und zeigen, wie toll man ist.



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